02 Aug Neugestaltung des Friedhofs Oberrodach
Bereits seit Jahren zeichnet sich eine demografische Veränderung unserer Gesellschaft ab. Zudem ziehen immer mehr jüngere Menschen aus dem ländlichen Raum in Ballungsgebiete. Diese Entwicklungen machen sich auch im Bestattungswesen deutlich bemerkbar. Die Nachfrage nach pflegeleichten Gräbern und (halb-)anonymen Ruhestätten steigt auch in unserer Region. Der Trend geht schon lange weg von der Erd- und hin zur Feuerbestattung, aber immer mehr Menschen entscheiden sich mittlerweile neben dem klassischen Urnengrab für alternative Friedhofsformen wie einen Ruhewald oder Urnenwände. Die Beweggründe hierfür sind unterschiedlich: Manche möchten ihren Hinterbliebenen die aufwendige Grabpflege ersparen, andere haben schlichtweg keine Verwandtschaft mehr in unmittelbarer Nähe zum Begräbnisort, wieder andere möchten einfach nicht, dass jeder Friedhofsbesucher weiß, wo sie beerdigt sind.
Mit vielfältigen modernen Bestattungsformen soll auch in Marktrodach auf diese Wünsche und Bedürfnisse eingegangen werden. Auf den Friedhöfen im Gemeindegebiet wurden bereits verschiedene Möglichkeiten geschaffen: Durch eine Erweiterung gibt es in Zeyern nun Platz für Urnengräber, in Unterrodach wurden insgesamt 34 Urnenwiesengräber angelegt und in Seibelsdorf wurde ein Platz für anonyme Bestattungen eingerichtet. Diese Maßnahmen waren jedoch eher aus der Not heraus geboren, da die Nachfrage so groß war und die genannten Friedhöfen kaum Spielraum für eine Umgestaltung boten. Auf dem Friedhof in Oberrodach hingegen gibt es noch genügend Raum für alternative Bestattungsformen, weshalb der Gemeinderat im Februar 2019 beschloss, das Garten- und Landschaftsarchitekturbüro Droll & Lauenstein aus Coburg mit der Neukonzeption zu beauftragen.
In einer Bürgerversammlung vergangenen September wurden erste Pläne vorgestellt und mit den anwesenden Bürgern diskutiert. Es kamen sowohl von Privatleuten als auch von den lokalen Bestattungsunternehmern hilfreiche Hinweise, Vorschläge und Anregungen, die vom Planungsbüro dankend aufgenommen wurden. Das weiterentwickelte Konzept wurde dem Gemeinderat dann in der Sitzung vom 13.07.2020 präsentiert und über die voraussichtlichen Kosten informiert. Diese belaufen insgesamt auf rund 491.600 Euro und gliedern sich in verschiedene Bauabschnitte.
Als am dringlichsten wurde die Schaffung eines Säulenhains für rund 80.000 Euro angesehen, mit welchem begonnen werden soll. Hierfür werden rechts von der Kapelle Bäume gepflanzt, zwischen denen Urnen in den Boden eingelassen werden können, ähnlich wie in einem Ruhewald. Wenn gewünscht, kann der Name dann auf einer Gedenktafel neben dem kleinen Wäldchen aufgeführt werden, was man als halbanonyme Bestattung bezeichnet, aber auch eine anonyme Bestattung ohne Namensnennung soll hier möglich sein.
Auf der anderen Seite der Kapelle sollen in der Folge naturnahe Urnengräber entstehen, die ihren Platz ebenfalls im Rasen unter den Bäumen finden, aber jeweils mit einer personalisierten Steinplatte versiegelt werden. Hier soll es anders als bei Urnenwiesengräbern keinen Grabschmuck geben. Am angrenzenden „Platz der Erinnerung“ wird es jedoch die Möglichkeit geben, Blumen oder Kerzen niederzulegen und so den Verstorbenen zu gedenken. In einem weiteren Bauabschnitt soll die bestehende Kapelle offener gestaltet werden, damit diese künftig als attraktiver Aufenthaltsbereich dient oder auch für kleinere Trauerfeiern genutzt werden kann. So könne auch bei nicht-kirchlichen Bestattungen eine würdevolle Atmosphäre geschaffen werden. Die Ehrenmale links und rechts der Gräberreihen sollen durch klar erkennbare Wege mit dem Hauptweg verbunden werden und so auch für die Vereine wieder besser zugänglich sein. Weitere Wasserstellen werden die Laufwege beim Gießen verkürzen und Mülltonnen und Container werden durch Hecken optisch in den Hintergrund gerückt. Mehr Sitzmöglichkeiten sowie eine barrierefreie WC-Anlage sollen die Aufenthaltsqualität auf dem Friedhof steigern. So wird man einem wichtigen Aspekt der Trauerarbeit gerecht, nach der Grabpflege längere Zeit am Grab des geliebten Menschen verbringen zu können, um in Ruhe zu trauern und dabei die geradezu heilsame Aussicht vom Oberrodacher Berg zu genießen. Abgeschlossen werden die Erneuerungsmaßnahmen durch eine umlaufende Heckenbepflanzung, die dem Friedhof einen einheitlichen Rahmen verleiht und in die Landschaft einbindet.
Der Gemeinderat befand das Konzept insgesamt als gelungen und stimmte für die Umsetzung des Säulenhains als ersten Bauabschnitt. Vor der Umsetzung weiterer Maßnahmen werden sich Bauausschuss, Planungsbüro und Verwaltung zur Klärung der Ausführungsdetails erneut besprechen.