Zuwendungsantrag eingereicht: Ärztehaus in Oberrodach wird konkret

Das Gebiet Nordostbayern war in den letzten 2 Jahrzehnten besonders vom wirtschaftlichen Strukturwandel gezeichnet. Die Folgen sind erhebliche Bevölkerungsverluste und zahlreiche Leerstände, wodurch die Attraktivität der Stadt- und Ortskerne spürbar abnimmt.

Im Rahmen der Städtebauförderung und der Dorferneuerung wurde daher für die Jahre 2017 bis 2020 die Förderung von Maßnahmen zur Revitalisierung von Stadt- und Ortskernen in den oberfränkischen Landkreisen Hof, Kronach, Kulmbach und Wunsiedel i.F. sowie der kreisfreien Stadt Hof auf einen erhöhten Fördersatz von 90% angehoben. Die Aufstockung der Finanzhilfen unter dem Titel „Förderoffensive Nordostbayern“ (kurz: FONOB) soll insgesamt zu einer deutlichen Aufwertung der Region führen und die Zuwanderung fördern.

In Marktrodach wurden bis Ende Februar 2017 einige mögliche Projekte unverbindlich angemeldet und zu diesen mehrere Machbarkeitsstudien erstellt. So auch für das Anwesen in der Kulmbacher Straße 5, besser bekannt als das alte Rathaus in Oberrodach. Das ortsbildprägende Sandsteingebäude mit dem kleinen Türmchen direkt an der Bundesstraße 303 wurde um 1886 ursprünglich als Schulhaus erbaut, später baulich angepasst und als Rathaus von Oberrodach genutzt. Im Jahre 1978 wurde schließlich der Markt Marktrodach gegründet und die Verwaltung für die gesamte Gemeinde nach Unterrodach verlegt. Es folgten unterschiedlichste Nutzungen als Bürogebäude, Zahnarztpraxis oder Sonnenstudio. Seit einiger Zeit steht das Gebäude leer und wurde nur noch sporadisch von örtlichen Vereinen und regelmäßig zum Proben des Gesangsvereins Oberrodach genutzt.

Aufgrund des baulichen Zustands mit ausgelagerten Sanitäranlagen und veralteten Hausinstallationen, schadhaften Hölzern im Dachstuhl und einer fehlenden Dämmung wäre eine langfristige Nutzung oder Erhaltung des Gebäudes nicht möglich gewesen. Die Förderoffensive bot hier die einmalige Chance, ein geschichtsträchtiges, denkmalgeschütztes Anwesen in Gemeindehand mit geringstmöglichen Eigenaufwendungen instand zu setzen und einen Mehrwert sowohl für das Ortsbild als auch für die Bevölkerung zu schaffen. Vor allem die Ansiedlung neuer Ärzte schien hier eine sinnvolle Nutzungsmöglichkeit des Gebäudes darzustellen, besonders vor dem Hintergrund, dass die ortsansässigen Allgemeinärzte/-innen in nicht allzu ferner Zukunft dem verdienten Ruhestand entgegensehen. Es gilt also, die gute Infrastruktur in Marktrodach zu erhalten und einer ärztelosen Übergangszeit frühzeitig entgegenzuwirken.

In der Machbarkeitsstudie erarbeitete das Architekturbüro Müller Architekten aus Kronach im Jahr 2018 verschiedene Nutzungsvarianten und ermittelte die geschätzten Sanierungskosten auf 1.2 Millionen Euro. Anfang 2019 beschloss der Gemeinderat einstimmig, dass das Anwesen künftig als Ärztehaus genutzt werden soll und vergab im Mai 2019 die Planungsarbeiten an das Büro HTS Plan GmbH, mit dem bereits viele Projekte im Gemeindegebiet realisiert werden konnten. Zunächst wurde die nicht ganz einfache Verkehrssituation mit den Nachbarn und den zuständigen Behörden besprochen und eine gemeinsame Lösung für die Ein- und Ausfahrt gefunden.  Danach konnten die Planungen konkretisiert werden, es wurden Abbruch- und Baupläne erstellt und die Kosten für sämtliche Maßnahmen kalkuliert. Die Gesamtkosten für das Projekt wurden mit 1.280.000 Euro angegeben, wovon die Gemeinde aber nur den nicht durch die Förderung gedeckten Anteil zu tragen hat. Am 29. Juni 2020 wurden die detaillierten Unterlagen in der Gemeinderatssitzung vorgestellt und der Beschluss gefasst, den Bau in dieser Weise durchführen zu wollen und einen Zuwendungsantrag für die Förderung durch die FONOB zu stellen. Dies musste bis bereits 3. Juli geschehen, da die Eingabefrist von der Regierung von Oberfranken vorgezogen wurde. Die Verwaltung und das Planungsbüro HTS Plan schaffte dies in vorbildlicher Zusammenarbeit und nun heißt es abwarten, bis die Antragsunterlagen geprüft sind und der Zuwendungsbescheid für die Förderung erteilt wird. Dies wird voraussichtlich gegen Ende dieses Jahrs der Fall sein, woraufhin die Ausschreibungen für die Baumaßnahmen durchgeführt werden können. Im Februar 2021 kann dann möglicherweise mit den Arbeiten begonnen werden. Die Bauzeit beträgt ca. 12 Monaten.

Ansicht Süden

Ansicht Osten

Ansicht Westen

Ansicht Norden

 

 

 

 

 

 

Die konkrete Planung des Ärztehauses sieht die Einrichtung von zwei grundrissgleichen Praxen mit jeweils rund 140 m² auf den beiden Etagen des alten Rathauses vor. Der Zugang zu diesen soll über ein angebautes Treppenhaus auf der Rückseite des Gebäudes erfolgen. Dieses wird durch eine Rampe und einen Aufzug, der auch für den Liegendtransport geeignet ist, ergänzt, was die Nutzungsmöglichkeiten auf verschiedene Fachärzte erweitert und zudem einen vollkommen barrierefreien Zugang zu den Praxisräumen schafft. Die historische Fassade zur Straßenseite hin bleibt dadurch unverändert erhalten und wird lediglich instandgesetzt, um den typischen Anblick im Ortszentrum zu erhalten. Auch die Fenster des gesamten Gebäudes werden denkmaltypisch erneuert. Außerdem wird hinter dem Gebäude ein Parkplatz mit bis zu 14 Stellplätzen entstehen und die Zu- und Abfahrt wird im Einbahnverkehr um das Haus verlaufen. Eine ansprechende Bepflanzung mit Bäumen und Sträuchern rundet die Gestaltung des Außenbereichs ab.

Lageplan

Im Innenbereich werden die Grundrisse für den Praxisalltag angepasst. Neben einem Empfang werden jeweils einen Personalzimmer mit eigenem Sanitärraum, ein behindertengerechtes Patienten-WC, ein Wartebereich sowie drei Behandlungs-/Sprechzimmer entstehen. Ergänzt wird die Praxis durch ein Büro und einen weiteren Raum, der beispielsweise als Labor oder Lager genutzt werden kann. Durch den Abriss der alten Treppenanlage zwischen Erdgeschoss und dem 1. Stockwerk entstehen auf beiden Etagen zusätzliche Abstellräume. Eine Anpassung der Grundrisse an die speziellen Praxisanforderungen zukünftiger Nutzer oder auch eine Nutzung beider Stockwerke als eine große Praxis ist weiterhin möglich. Das Dachgeschoss sowie die Dacheindeckung und -entwässerung werden erneuert und zum obersten Geschoss hin gedämmt.

Grundriss Erdgeschoss

 

Die gezeigten Bilder sollen die beschriebenen Planungen noch einmal verdeutlichen und eine Vorstellung vom zukünftigen Erscheinungsbild des Anwesens in der Kulmbacher Straße liefern. Sie stammen aus den eingereichten Planungsunterlagen des Büro HTS Plan GmbH.