Kirchweih in Oberrodach und Seibelsdorf vom 17.-21.09.2020

In gleich zwei Marktrodacher Gemeindeteilen wird am nächsten Wochenende Kirchweih gefeiert, nämlich im katholischen Oberrodach und im evangelischen Seibelsdorf. Doch wie fast alle Feste in diesem Jahr fällt das alljährliche Kirchweihtreiben auch in diesen beiden Ortschaften den Corona-Schutzmaßnahmen zum Opfer.

Normalerweise startet Seibelsdorf am Mittwochabend mit dem „Kerwa Ausgroum“, gefolgt von Oberrodach am Donnerstagabend. In den darauffolgenden Tagen wird sonst jeweils ein buntes Programm für Groß und Klein geboten mit dem „Ständela Spielen“ auf dem Dorfplatz in Seibelsdorf und dem traditionellen Schubkarrenrennen und Kegelturnier des Schubkarren-Rennvereins in Oberrodach. Diese Gaudi-Events können in diesem Jahr leider nicht wie gewohnt stattfinden, jedoch die Kirchweihgottesdienste:

In Seibelsdorf lädt Pfarrer Matthias Rückert bereits am 19. September 2020 um 18 Uhr zum festlichen Klappstuhl-Gottesdienst für alle Seibelsdorfer auf dem Dorfplatz ein und bittet darum, „in Geschmeide zu erscheinen“. In diesem Rahmen werden nämlich auch die Konfirmanden vorgestellt, von denen ein Teil am nächsten Tag ihre Konfirmation im Familienkreis in der Markgrafenkirche feiert, der zweite Teil folgt dann am 11. Oktober 2020. Begleitet wird der Gottesdienst von der Musikkapelle Seibelsdorf.

In der Oberrodacher Heilig Kreuz Kirche beginnt der Kirchweihgottesdienst am Sonntag, den 20. September 2020 um 9 Uhr mit Kaplan Florian Will, den „ehemaligen“ und aktiven Ministranten und musikalischen Beiträgen von Anneliese Doppel an der Orgel, Silvia Wachter an der Gitarre sowie Margitta Bergfeld an der Violine. Im Anschluss an den Gottesdienst findet ein Standkonzert mit einem Bläserensemble des Musikvereins Zeyern statt. Aufgrund der Corona-Schutzauflagen wird unbedingt um eine vorherige Anmeldung gebeten.

 

Kirchengeschichte Oberrodach – 50. Jubiläum

Der gemeinsame Kirchweih-Termin mit Seibelsdorf kommt nicht von ungefähr. Das ehemals fast ausschließlich evangelische Oberrodach gehört zur Kirchengemeinde Seibelsdorf. Nach dem zweiten Weltkrieg kamen viele Heimatvertriebene, vor allem aus dem Sudetenland nach Oberrodach, um dort neue Wurzeln zu schlagen. Bereits nach kurzer Zeit wuchs in ihnen der sehnliche Wunsch nach einem eigenen, katholischen Gotteshaus, um Gott zu danken und eine Stätte der Ruhe, Besinnung und des Gebets zu errichten. Als Zeichen der Anpassung und der Zusammengehörigkeit als „Oberrodacher“ sollte es aber keine extra Kirchweih geben, sondern gemeinsam mit dem evangelischen Teil der Gemeinde gefeiert werden.

Am 9. Mai 1967 wurde in einer öffentlichen Versammlung dem Bau einer Kirche zugestimmt und der „Katholische Kirchenbauverein Oberrodach, Klein- und Großvichtach“ gegründet. Der Verein unter dem Vorsitz des damaligen Pfarrers von Zeyern, Herrn Geistlichen Rat Lorenz Batz, bestand aus 72 Gründungsmitgliedern. Der finanzielle Grundstein für das Bauvorhaben wurde durch Haussammlungen, auch in den umliegenden Gemeinden, und durch Zuschüsse gelegt.

Der Grundstückskauf wurde von der Katholischen Kirchengemeinde Zeyern bereits am 20. April 1966 vorbereitet. Im Juni 1969 begann das Bauunternehmen Micheal Götz und Sohn aus Oberrodach mit den Erdarbeiten. 250 Kubikmeter Fels mussten abgearbeitet werden. Am 25. Oktober 1969 erfolgte die Grundsteinlegung. Dank zahlreicher Spenden und ungezählter freiwilliger Arbeitsstunden der aktiven Mitglieder des Kirchenbauvereins konnte das Gotteshaus bereits im Herbst 1970 fertig gestellt werden.

Weihbischof Martin Wiesend nahm am 20. September 1970 die feierliche Einweihung der Kirche Heilig Kreuz vor. Somit handelt es sich in diesem Jahr um eine Jubiläumskirchweih, bei der sich die Kirchenweihe zum 50. Mal jährt. Aufgrund der gegenwärtigen Umstände zur Corona-Abwehr begeht die Kirchengemeinde Heilig Kreuz Oberrodach das Jubiläum den gesamten September über mehrere Sonntage als Festmonat.

 

Kirchengeschichte Seibelsdorf

Die Geschichte der Kirche in Seibelsdorf beginnt um einiges früher als in Oberrodach, nämlich mit dem Beschluss zum Bau einer Kirche im Jahre 1726. Bereits seit 1420 gehörte Seibelsdorf (1126 erstmals urkundlich erwähnt) zum markgräflichen Herrschaftsgebiet Kulmbach-Bayreuth, welches nach der Reformation protestantisch geprägt war. Man hatte traditionell gute Beziehungen zum markgräflichen Hof und Markgraf Friedrich III. von Brandenburg-Bayreuth erwies sich während seiner gesamten Regierungszeit als großer Förderer beim Kirchenbau. Zudem hatte er in diesem Fall politisches Interesse, im Randgebiet seines evangelischen Territoriums und an der Grenze zum Einflussbereich des mächtigen katholischen Erzbistums Bamberg eine eindrucksvolle „Bastion für den protestantischen Glauben“ zu errichten.

Als Markgraf Friedrich 1735 die Regierung antrat, war sein erster offizieller Kirchenbau die evangelische Pfarrkirche in Seibelsdorf. Unterstützt wurde er durch die Hofarchitekten Johann Friedrich Grael aus Berlin-Brandenburg, Rudolf Heinrich Richter und ab 1743 auch von Joseph Saint-Pierre. Stadtbaumeister Johann Georg Hoffmann aus Kulmbach war im Gespann mit Superintendent (Dekan) Johann Christoph Silchmüller für die Bauausführung verantwortlich. Von 1735 bis 1763, dem Todesjahr von Markgraf Friedrich, wurde die Markgrafenkirche nach dem Vorbild der Bayreuther Residenzkirche St. Georgen erbaut.

Bis 1809 gehörte die Kirchengemeinde Seibelsdorf zum Dekanat Kulmbach. Von 1809 bis 1924 war sie sogar Sitz eines eigenen Dekanats, bevor dieses 1924 nach Kronach verlegt wurde. Die rund 1.000 Gläubigen der Kirchengemeinde kommen sowohl aus Seibelsdorf als auch aus Oberrodach, Kleinvichtach, Großvichtach, Wurbach, Mittelberg, Waldbuch, Losau und Oberehesberg.

Nach einer umfassenden Renovierung im Jahre 1963 wurde die Kirche von 2009 bis 2010 erneut renoviert und modernisiert und erstrahlt seit der Wiedereinweihung am 21. März 2010  in makellosen weiß. Besonders erwähnenswert ist die großartige Eigenleistung von über 60 Gemeindegliedern, die in ca. 3000 Arbeitsstunden ehrenamtlich an der Renovierung ihrer Kirche mitgewirkt haben. Dieses beispielhafte Gemeinschaftswerk der Seibelsdorfer Kirchengemeinde machte auch in München mächtig Eindruck und zum 250. Kirchenjubiläum im Jahre 2013 stattete sogar Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm dem kleinen Örtchen einen Besuch ab.