ISEK: Konzept macht Fortschritte

Einen kleinen aber effektiven Kreis von Bürgern konnte Bürgermeister Norbert Gräbner neben den Referenten des Büros transform aus Bamberg zur Bürgerwerkstadt in der Rodachtalhalle begrüßen. Bereits im Sommer letzten Jahres wurde das Büro transform mit der Erstellung eines Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) beauftragt. Bei der Auftaktveranstaltung am 22. Juli wurden bereits erste Maßnahmen und Ideen zu verschiedenen Themenfeldern erarbeitet. In Arbeitsgruppen und Expertenrunden befasste man sich dann näher mit den Themen. Auch die Vereine hatten sich zusamengesetzt und ein Positionspapierzur Nutzung des Areals Schallersgarten erstellt. Die Planer haben mittlerweile Ideen, Wünsche und Vorschläge zusammengefasst, inhaltlich geordnet und ergänzt. Die „Lenkungsgruppe“, das sind Bürgermeister Gräbner, Isabell Strehle von der Regierungs von Oberfranken, Fraktionsvorsitzende, Verwaltung und die Planer von transform, steuere den Prozess. Man habe sich immer wieder getroffen, um wichtige Schritte und Vorgehensweisen abzustimmen, so Yvonne Slanz vom Büro transform. Nun sollen diese Ziele und Maßnahmen weiter ergänzt und priorisiert werden.

Das Themenfeld „Städtebau, Freiraum, historisches Erbe“ beleuchtete Stadtplaner Markus Schäfer. Er sprach die alte Bausubstanz, die besondere Flusslage und die vielen Mühlen an. Aber es gebe auch Schwächen. Man habe unter anderem wenig Verständnis für Denkmalpflege. Die Umsetzung vieler Ideen und Projekte würde an der mangelnden Mitwirkungsbereitsschaft der Eigentümer scheitern. Leerstände sollten vermieden und alternative Wohnformen angeboten werden, um junge Leute in den alten Ort zu holen. Auch den Rückbau störender Nebengebäude, die Instandsetzung von Fußwegverbindungen und Wanderwegen entlang der Rodach sprach Schäfer unter anderem an.

Im Bereich „Mobilität, Verkehr, Energie“ ging Yvonne Slanz auf festgestellte Stärken und Schwächen ein. Störend sei die hohe Lärmbelastung und fehlende Querungshilfen an den Bundesstraßen. Die mangelnde ÖPNV-Verbindung abends und an den Wochenenden könnte durch Einsatz des Bürgerbusses verbessert werden. Hier könne das angedachte Mobilitätskonzept des Landkreises Abhilfe schaffen.

Slanz stellte in Bezug auf „Tourismus, Kultur, Freizeit und Naherholung“ fest, dass Marktrodach zwar gute Rad- und Wanderwege habe, die Flößerkultur hochhalte, Sporteinrichtungen vorhalte und  auch diverse Aktivitäten wie Beachparty, Schubkarrenrennen und Biergärten vorhalte, aber als Tourismusort sei Marktrodach kaum wahrzunehmen. Es gebe nur noch wenige Gaststätten und qualifizierte Unterkünfte, auch die Pflege der Traditionen nehme ab und das Museumsangebot stagniere. Um die Tourismuszahlen zu steigern wären Erhalt und Weiterentwicklung von Rad- und Wanderwegen, des Flößermuseums sowie der Sportkultur und mehr Übernachtungsmöglichkeiten nötig.

Eine hohe Standortzufriedenheit der Gewerbetreibenden und eine gute Verkehrsanbindung bescheinigte Yvonne Slanz im Bereich „Lokale Ökonomie“.  Negativ sei die schlechte Nahversorgung in den Ortskernen und es gebe Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu bekommen oder zu halten. Marktrodach sei gut aufgestellt, eine Belebung durch den Einzelhandel in den Ortsmitten sei aber unwahrscheinlich. Hier sei das Ziel die Stärkung der Ökonomie vor Ort, die Erweiterung des Gewerbegebietes und die Stärkung der Kommunikation zwischen Betrieben und Schulen, um die Jugendlichen vor Ort zu binden. Die Nahversorgung könne durch den Ausbau eines Lieferservices und  den Aufbau eines Nachbarschaftsnetzes gesichert werden.

Im Bereich „Bildung, Soziales, Daseinsvorsorge“ fiel Markus Schäfer auf, dass Marktrodach Kinderbetreuung, Grundschule, Ferienprogramm und ein aktives Vereinsleben vorweise,  aber wenig vereinsunabhängige Freizeitangebote für Jugendliche, keine Fachärzte und keine alternativen Wohnangebote für ältere Leute biete. Ziele seien unter anderem die Steigerung von Nachbarschaften, Verbesserung der Situation für Jugendliche, Konzepte für eine Standortprüfung Ärztehaus und Betreutes Wohnen im Alter sowie Generationen übergreifende Treffpunkte.

Abschließend nahm Yvonne Slanz den Punkt „Image, Identität, Alleinstellungsmerkmale“ Marktrodachs unter die Lupe. „Die Ortsteile haben ihre eingenen Identitäten und Traditionen“, stellte sie fest. Ein Miteinander der Ortsteile und Gemeindeverständnis seien kaum ausgeprägt, es gebe kein einheitliches Leitbild. Eine Ausnahme sei die Vernetzung von Vereinen. Das Ziel sei die Entwicklung einer gemeinsamen Identität, die Stärkung der Erinnerungskultur Flößerei Unterrodach sowie thematisch gestaltete Ortstafeln.

Anschließend teilten sich die Bürger in vier Gruppen auf und schrieben zu den jeweiligen Themen ihre Meinung, neue Ideen, Ziele oder Lösungsvorschläge auf. Zum Schluss wurden Punkte für die verschiedenen Bereiche vergeben, für besonders wichtige Maßnahmen Masterpunkte. Herauskristallisiert habe sich, dass man im Großen und Ganzen auf dem richtigen Weg sei. Manches vordringlich Gewünschte wurde schon angegangen und es zeigte sich, dass einiges auch umgesetzt werden kann.

Als sehr wichtig wurden dabei ein Nutzungskonzept für das Areal Schallersgarten, die Sanierung des alten Rathauses Oberrodach und des Hauses Hauptstraße 29 in Unterrodach angesehen. Dringend gewünscht wird ein Ärztehaus, eventuell verbunden mit „Betreutem Wohnen“. Auch der Wunsch nach der Optimierung von einigen fußläufigen Verbindungen kam deutlich zum Ausdruck. In den nächsten Monaten wird sich die Lenkungsgruppe um die einzelnen Themen weiter bemühen und, wenn alles gut läuft, im Herbst einen detaillierten Bericht vorlegen können.bel